Call for Papers: Zeitschrift Frühe Bildung 1/2027. Schwerpunkt "Soziale und ökologische Gerechtigkeit im Fokus einer kritischen Erziehung und Bildung für nachhaltige Entwicklung"

Betreuung des Themenschwerpunktes: Iris Nentwig-Gesemann und Barbara Gross.
Manuskripteinreichungen werden bis spätestens 01.11.2025 erbeten.
Die Welt steht vor einer Vielzahl existenzieller Krisen, die eine globale Perspektive erfordern. Eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen formuliert werden, besteht darin, sicherzustellen, dass bis 2030 alle Lernenden die notwendigen Kompetenzen erwerben, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, ökologische und soziale Gerechtigkeit zusammenzudenken und so einen menschenrechtsbasierten Ansatz für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu verwirklichen. Auch die Frühpädagogik steht damit vor der Herausforderung, Theorien, Konzepte und handlungspraktische Wege zu entwickeln und zu erproben, die soziale und ökologische Nachhaltigkeit mit Demokratie und Menschenrechtsbildung und -erziehung verknüpfen.
Zugleich bedarf es einer kritischen Reflexion darüber, inwiefern dominante Bildungsdiskurse zu nachhaltiger Entwicklung selbst postkoloniale Machtstrukturen reproduzieren. Welche Wissensformen und Perspektiven werden in Konzepten von BNE privilegiert, und welche Stimmen bleiben marginalisiert? Wie kann eine globale Gerechtigkeitsperspektive entwickelt werden, die nicht auf einer westlich geprägten Fortschrittslogik basiert, sondern multiple, auch indigene, ökologische und dekoloniale Wissensformen integriert?
Die Beiträge können sich bspw. mit der Frage befassen, wie der Zusammenhang von Bildung, Erziehung und Demokratie sowohl in Programmatiken für die pädagogische Arbeit in Kindertageseinrichtungen als auch im pädagogischen Alltag normativ perspektiviert und praktisch ausgestaltet wird. Dabei können sowohl die Erfahrungen und Perspektiven von Fachkräften als auch von Eltern und Kindern fokussiert werden. Welche Spannungen und Dilemmata ergeben sich aus dem gesellschaftlichen Diskurs über Nachhaltigkeit für die frühpädagogische Arbeit? Wie kann eine Qualitätsentwicklung in Kitas aussehen, die sich an Demokratie und Nachhaltigkeitsprinzipien orientiert?
Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie soziale Inklusion und Partizipation im Kontext von BNE kritisch weiter gedacht werden können. Wie können Bildungsansätze und -angebote so gestaltet werden, dass sie nicht nur formale Beteiligung ermöglichen, sondern auch strukturelle Machtverhältnisse hinterfragen und verändern? Inwiefern können Bildungsinstitutionen dazu beitragen, soziale und ökologische Gerechtigkeit nicht nur zu vermitteln, sondern tatsächlich zu praktizieren? Welche Rolle spielen dabei intersektionale Perspektiven auf soziale Ungleichheit und globale Verantwortung? Welche Formen der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteur*innen – in multiprofessionellen Teams sowie im Schnittfeld von formaler, informeller und nicht-formaler Bildung – sind erforderlich, um eine ganzheitliche und transformative Erziehung und Bildung für nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen?
Für alle eingereichten Beiträge gilt, dass sie üblichen wissenschaftlichen Standards genügen müssen. Empirische Beiträge können sowohl grundlagen- als auch anwendungsorientiert sein und müssen sowohl eine klare Orientierung an Gütekriterien sozial- respektive erziehungswissenschaftlicher Forschung erkennen lassen als auch forschungsethische Standards reflektieren. Alle forschungsmethodischen Zugänge sind willkommen! Nach einer Vorprüfung durchlaufen die eingereichten Beiträge ein Double-Blind-Peer-Review-Verfahren, das zu einer Annahme oder Ablehnung führen kann.
Manuskripteinreichungen werden an Prof. Dr. Iris Nentwig Gesemann (iris.nentwiggesemann@unibz.it) und Prof. Dr. Barbara Gross (barbara.gross@unibz.it) bis spätestens 01.11.2025 erbeten. Ideen und Überlegungen für Beiträge können gerne zuvor mit den Schwerpunkt-Herausgeberinnen abgestimmt werden.