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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 31.10.2024:

„Kompass für die digitale Transformation.”

Das Forum Bildung Digitalisierung stellt den Navigator Bildung Digitalisierung vor
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Bildrechte: StockSnap auf Pixabay

Das Forum Bildung Digitalisierung veröffentlicht mit dem Navigator Bildung Digitalisierung erstmals einen systematisierten Gesamtblick auf den Stand der digitalen Transformation im schulischen Bildungsbereich in Deutschland. Der Navigator BD identifiziert ausgehend von drei strategischen Handlungsfeldern 21 relevante Themenfelder, die als übergreifende Indikatoren den Stand der digitalen Transformation systemisch erfassen. Er zeigt dabei auch auf, dass die digitale Transformation nicht nur ein Umsetzungsdefizit, sondern auch ein Erkenntnisproblem hat.


Zum Bildungsauftrag von Schule gehört auch, Kinder und Jugendliche auf eine sich stetig wandelnde Welt vorzubereiten und ihnen Kompetenzen zu vermitteln, die sie für eine selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben brauchen. Dafür müssen sich Schulen immer wieder verändern und anpassen. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung wird vielerorts eine „digitale Transformation des schulischen Bildungssystems“ gefordert. Doch was heißt das genau, welche Handlungs- und Themenfelder zeichnen die digitale Transformation aus, wie kann diese Transformation wirksam gestaltet werden und wie weit ist sie an Deutschlands Schulen bereits fortgeschritten?

Der Navigator Bildung Digitalisierung
Um Antworten darauf zu finden, hat ein Wissenschaftler*innen-Team unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Eickelmann (Universität Paderborn) und der Ko-Leitung von Prof. Dr. Julia Gerick (Technische Universität Braunschweig) gemeinsam mit Prof. Dr. Uta Hauck-Thum (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Prof. Dr. Kai Maaz (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) auf Initiative des Forum Bildung Digitalisierung im Zeitraum von Juni 2023 bis März 2024 den Navigator Bildung Digitalisierung (Navigator BD) erarbeitet. Dieser wurde Ende August 2024 veröffentlicht und am 5. September 2024 in einer Online-Veranstaltung unter dem Titel „Kompass für die digitale Transformation - der Navigator Bildung Digitalisierung“ vorgestellt.

„Der Navigator BD bietet eine datenbasierte Standortbestimmung der digitalen Transformation im schulischen Bildungsbereich in Deutschland”, erklärt Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn und wissenschaftliche Leitung des Projekts. „Bislang fehlte ein kohärenter Gesamtüberblick zum Stand der digitalen Transformation. Der Navigator BD schließt diese Lücke, arbeitet relevante Themenfelder heraus und gibt Orientierungsimpulse für Politik, Wissenschaft, zivilgesellschaftliche Akteure und die Weiterentwicklung der Schulpraxis.” Dabei erhebt der Navigator BD keine eigenen Daten. „Vielmehr soll über eine systematische Sichtung und Zusammenführung von vorliegenden aktuellen Studien eine Metastudie als datenbasiertes Monitoring zum Stand der digitalen Transformation im schulischen Bildungsbereich konzipiert werden“, heißt es im Navigator.

Die digitale Transformation hat ein Erkenntnisdefizit
Erkannt wurde bei der Erarbeitung des Navigator BD, dass es in Deutschland nicht nur ein Umsetzungsproblem gibt. „In den letzten Jahren waren wir von dem Eindruck geprägt, wir hätten kein Wissensdefizit, sondern „nur“ ein Handlungsdefizit. Wir haben jedoch in den vertieften Analysen sowie beim Zusammentragen der Studienlage festgestellt, dass wir in vielen relevanten Bereichen auch echte Erkenntnisdefizite haben. Ein einfaches Beispiel: Wir haben einerseits zahlreiche Einzelstudien zur IT-Infrastruktur in Schulen, etwa zu der Frage, wie Lehrkräfte diese einschätzen. Aber was wissen wir tatsächlich? Uns fehlt letztlich eine echte Bestandsaufnahme für Deutschland. Noch komplizierter wird es bei den anderen Themenfeldern“, fasst Prof. Dr. Birgit Eickelmann zusammen.

Die Themenfelder des Navigator BD
Der Navigator BD identifiziert ausgehend von den drei strategischen Handlungsfeldern „Haltung zur Kultur der Digitalität“, „Digital-förderliche Rahmenbedingungen“ und „Digital-didaktische Konzepte und Qualifizierung“ 21 relevante Themenfelder der digitalen Transformation, die als übergreifende Indikatoren dienen sollen, um den Stand der digitalen Transformation systemisch zu erfassen. Die Themenfelder haben die Autor*innen auf Basis des aktuellen Diskurses in Theorie und Praxis zusammengetragen. Themenfelder des Handlungsfelds „Haltung zur Kultur der Digitalität“ sind zum Beispiel Gemeinschaftlichkeit, Partizipation und Teilhabe, Rollenverständnis und Resilienz. Zu dem Handlungsfeld „Digital-förderliche Rahmenbedingungen“ gehören die Themenfelder Infrastruktur, Vision von Bildung, Entgrenzung, Leadership, Schulkultur und zum Themenfeld „Digital-didaktische Konzepte und Qualifizierung“ Agilität, Fehlerkultur und Wirksamkeit. „Die 21 Themenfelder, im Sinne übergeordneter Indikatoren, haben demnach keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dienen als Grundlage weiterer Aushandlungsprozesse, aus denen ein gemeinschaftliches, transformatives Bildungsverständnis erwachsen kann“, so Uta Hauck-Thum, Professorin für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, und fährt fort: „Die Themenfelder sollen Denkanstöße geben, um ebenenübergreifend in den Austausch zu treten, sich zu vernetzen und gemeinsam eine Vision von Schule zu entwickeln, die auf dem Weg zur Veränderung handlungsleitend ist.“ Digitale Transformation müsse eine Transformation von Bildung sein, die sich nicht allein an Einzelthemen festmachen ließe, sondern eine gemeinsame Vision brauche und alle Akteur*innen im Blick habe, so die Autor*innen.

Während zur Ausstattung von Schulen oder zur Nutzung digitaler Medien durch Kinder und Jugendliche auch schon viele Daten vorlagen, fanden sich nur wenig Daten zu Potenzialen veränderter Lehr- und Lernprozesse unter den Bedingungen der Kultur der Digitalität, bemängelt Hauck-Thum. Auch das Thema „Bildungsgerechtigkeit“ wurde bei vielen Studien wenig berücksichtigt. „Interessant war, dass nur ein Teil der Studien das Thema Bildungsgerechtigkeit adressiert, obwohl bei vielen Studien das Thema abbildbar gewesen wäre - mit nur wenig Mehraufwand. Viele Möglichkeiten zur Erforschung und Begegnung des Digital Divide bleiben also ungenutzt“, stellt Julia Gerick, Professorin für Empirische Bildungsforschung mit dem Schwerpunkt Schulentwicklungsforschung an der TU Braunschweig, fest und fordert, zukünftig Bildungsgerechtigkeit in der Forschung, in Studien, Maßnahmen und Vorhaben grundsätzlich mitzudenken.

Einladung zum gemeinsamen Austausch
Ergänzend zum Navigator BD gibt das Forum Bildung Digitalisierung mit einem darauf aufbauenden und von ihm verfassten Orientierungspapier interessierten Akteur*innen weitere Denkanstöße zur ganzheitlichen Erschließung und Gestaltung der digitalen Transformation im schulischen Bildungsbereich. In dem Papier zieht das Forum Bildung Digitalisierung vier wesentliche Ableitungen aus dem Navigator BD und gibt einen Überblick über die 21 Themenfelder der digitalen Transformation. Außerdem unterbreitet es „einen Vorschlag für eine Bewertung, in welchem Maße die 21 Themenfelder bereits wissenschaftlich erschlossen sind und Transformationsorientierung in den einzelnen Themenfeldern die Studienlage für Deutschland prägt.“

„Der Navigator BD ist ein Entwurf. Die 21 identifizierten Themenfelder und entsprechenden Befunde erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sollen als Ausgangspunkt für einen Diskurs über ein gemeinschaftliches, transformatives Bildungsverständnis dienen“, erläutert Ralph Müller-Eiselt, Vorstand Forum Bildung Digitalisierung. Er lädt deshalb alle Akteur*innen aus Bildungspraxis, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft dazu ein, in den kommenden Monaten an verschiedenen Austauschformaten zum Thema teilzunehmen und sich gemeinsam mit dem Forum BD über die notwendigen Veränderungen für eine gelingende digitale Transformation im Schulsystem auszutauschen. Denn „niemand wird die notwendigen systemischen Veränderungen allein zum Erfolg führen können. Dazu braucht es ein gemeinsames Verständnis digitaler Transformation, ein geteiltes Zielbild und eine kohärente Gesamtstrategie, wohin sich schulische Bildung in den nächsten Jahren entwickeln soll“, ergänzt er.

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 31.10.2024
© Innovationsportal

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