Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Erschienen am 13.06.2024:
„Attraktivität und Qualität der beruflichen Bildung steigern.“
Der Wettbewerb „InnoVET“ regt Innovationen und strukturelle Veränderungen in der beruflichen Bildung an
Der Innovationswettbewerb „InnoVET“ ist Teil der Nationalen Weiterbildungsstrategie der Bundesregierung und hat Akteur*innen der beruflichen Bildung dazu aufgerufen, Innovationen und Ideen für die berufliche Aus- und Weiterbildung zu entwickeln. Die Qualifizierungsangebote orientieren sich an den Bedarfen der Unternehmen und tragen dazu bei, hochqualifizierte Fachkräfte auszubilden. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist mit der Durchführung von InnoVET beauftragt. Mit InnoVET PLUS startet im Juli 2024 das Folgeprogramm.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat Anfang 2019 Akteur*innen der beruflichen Bildung aufgerufen, Ideen für eine innovative berufliche Aus- und Weiterbildung zu entwickeln und sich beim Innovationswettbewerb „Zukunft gestalten – Innovationen für eine exzellente berufliche Bildung (InnoVET)“ für eine Förderung zu bewerben. Ziel des Wettbewerbs ist es, die berufliche Bildung attraktiver, leistungsfähiger und innovativer zu machen und Anreize für junge Menschen zu schaffen, eine Aus- oder Weiterbildung zu beginnen. Insgesamt gingen 176 Projektideen ein, aus denen die Jury – bestehend aus zehn Expertinnen und Experten der beruflichen Bildung – 17 Projekte auswählte.
Innovative Qualifizierungsangebote in sechs Themenclustern
Die im Herbst 2020 gestarteten 17 Verbundprojekte mit insgesamt 89 Verbundpartnern haben in einer Laufzeit von maximal 48 Monaten gemeinsam mit regionalen und branchenspezifischen Akteur*innen der beruflichen Bildung wie berufsbildenden Schulen, Unternehmen, Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS), Bildungszentren, Beratungsinstitutionen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen in sechs sogenannten Innovations-Clustern attraktive und hochwertige Qualifizierungsangebote für die berufliche Aus- und Weiterbildung entwickelt.
Im Themencluster „Gleichwertigkeit schaffen“ wurden beispielsweise hochwertige Fortbildungen konzipiert, die die berufliche Bildung mit Hochschulabschlüssen gleichstellt. Die Projekte des Themenclusters „Branchen stärken“ stellen einzelne Branchen mit neuen Weiterbildungen und Qualifizierungskonzepten für die Zukunft gut auf. Im Rahmen des Clusters „Digitalen Wandel gestalten“ entwickelten Projekte Weiterbildungsangebote für Fachkräfte zu digital vernetztem Denken und Handeln. Umfassende Lernortkooperationen aus Berufsschulen, Bildungszentren, Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen wurden im Themenbereich „Lernortkooperationen ausbauen“ geschaffen. Die Projekte des Clusters „Ausbildungsqualität steigern“ erprobten innovative Ansätze zur optimalen Vermittlung von Wissen und Kompetenzen wie Lernplattformen, Blended Learning und digitale Lerninhalte. Und die Projekte des Clusters „Hybride Bildungsmodelle erproben“ verzahnen duale Ausbildung und Studium in neu konzipierten Bildungsgängen miteinander.
Projektbeispiele
Jedes der 17 Verbundprojekte lässt sich zwei bis drei Themenclustern zuordnen. Das Projekt „LBT Forward“ beispielsweise möchte am Beispiel des Berufsbilds Land- und Baumaschinen-Mechatroniker*in die Berufsbildung in der Landbautechnik modernisieren. Sie soll durchlässig und flexibel anpassbar sein und modulare Bildungsangebote für technologische und Management-Kompetenzen auf den DQR-Stufen 4 bis 7 ermöglichen. Dadurch soll der Qualifizierungsbedarf der Beschäftigten und Betriebe langfristig gedeckt, die Attraktivität und Gleichwertigkeit der Berufsbildung gesteigert und der Zugang für Quereinsteiger*innen geregelt werden. Mit diesem Ansatz lässt es sich den Themenclustern „Gleichwertigkeit schaffen“, „Lernortkooperationen ausbauen“ und „Branchen stärken“ zuordnen.
Das Projekt „Studienintegrierende Ausbildung“ (SiA) wertet an mehreren Standorten in Nordrhein-Westfalen duale Ausbildungsberufe mit passenden Inhalten aus entsprechenden Studiengängen auf. SiA verknüpft die Lernorte Betrieb, Berufskolleg und Hochschule neuartig miteinander und richtet sich vor allem an Schulabsolvent*innen mit Hochschulreife. Die Ausbildungs- und Studieninhalte werden in SiA sinnvoll curricular miteinander verzahnt, sodass Lerninhalte sich nicht überschneiden. Damit deckt es die Cluster „Gleichwertigkeit schaffen“, „Lernortkooperationen ausbauen“ und „Hybride Bildungsmodelle erproben“ ab.
Nach Ende der Förderung sollen die Projektergebnisse im Berufsbildungssystem etabliert werden, Wissens- und Ergebnistransfer erhalten dann eine besondere Bedeutung.
Das Folgeprogramm InnoVET PLUS
Mit der Förderrichtlinie InnoVET PLUS stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung weitere Mittel zur Entwicklung und Erprobung von Konzepten für eine exzellente Berufsbildung bereit. Der neue Innovationswettbewerb knüpft an InnoVET an und will weitere innovative und strukturelle Veränderungen in der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung anregen und zur Attraktivität und Qualität der beruflichen Bildung beitragen. Es geht darum, passgenaue Angebote für Jugendliche mit unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen und Leistungsniveaus zu schaffen, sie mit effizienten und durchlässigen Bildungswegen zu hochwertigen Bildungsabschlüssen zu führen und damit zugleich einen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten. Auch soll die Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung mit Konzepten der höherqualifizierenden Berufsbildung weiter ausgebaut werden.
Transformation bewältigen
Einen weiteren Schwerpunkt bildet bei InnoVET PLUS die Bewältigung der Transformation. Um den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zukunftsfähig zu gestalten, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands aufrechtzuerhalten und die Qualifizierung exzellenter Fachkräfte zu gewährleisten, sind Transformationsprozesse auch in der Berufsbildung erforderlich. InnoVET PLUS will die Anpassung der beruflichen Bildung an neue technologische und ökologische Innovationen voranbringen. Hierzu zählen alle Branchen und Berufsbereiche, bei denen digitale Technologien und Künstliche Intelligenz (KI) bereits zum Einsatz kommen oder ein steigender Einsatz zu erwarten ist. Das digital vernetzte Denken und Handeln sowie Themen der Nachhaltigkeit sollen befördert, Potenziale von technischen Möglichkeiten dafür genutzt werden, Bildungsangebote zeit- und ortsunabhängiger, flexibler und individuell zu gestalten. „Wir brauchen dringend mehr Fachkräfte, die die Transformation buchstäblich in die Hand nehmen und für Wachstum und Wohlstand in unserem Land sorgen. Deshalb möchte ich mehr junge Menschen in Ausbildung bringen“, erklärt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger den Grund des neuen Wettbewerbs.
Geplanter Start der Projekte ist Juli 2024. Die Förderdauer beträgt bis zu 48 Monate.
Autor(in): Petra Schraml
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Datum: 13.06.2024
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Links zum Thema
- Wettbewerb InnoVET (PLUS)
- Exzellenzinitiative Berufliche Bildung
- Deutscher Bildungsserver: Berufliche Bildung
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